[Tutorial] Lidschatten selbst mischen

Heute darf die liebe Glittermuffin hier gastbloggen. Da ich ein Nagellackjunkie bin, kann ich zu diesem Thema wenig sagen und freue mich, dass “Nailenis Welt” durch einen solchen Beitrag bereichert wird. Glittermuffin führt auch selbst einen Blog: Glitter, please. Es lohnt sich, mal dort vorbeizuschauen, der Blog ist wirklich lesenswert. Nun räume ich das Feld und überlasse Glittermuffin das Wort.
Hallo, ihr Lieben!
Ich bin Glittermuffin und darf heute darüber gastbloggen, wie ich meine Lidschatten selbst herstelle. Viele Leute sind, wenn man es anspricht, sehr interessiert an diesem Thema, wissen im großen Durcheinander aber oft nicht, wo man am besten anfängt, was man braucht und was es zu beachten gilt. Darüber möchte ich euch ein bisschen informieren.
Wieso selber machen?
Seine Lidschatten selbst zu machen lohnt vor allem dann, wenn man gern möglichst viele verschiedene Farben trägt und weder viel Geld für MAC & Co. ausgeben, noch sich mit den mittelmäßig bis schlecht pigmentierten günstigeren Alternativen herumzuärgern möchte. Allergikern und Leuten mit Hautkrankheiten kann dies zudem zu Kosmetik verhelfen, die, wenn sie entsprechend zusammengestellt wird, frei ist von irritierenden und allergenen Stoffen.
Was muss ich zunächst beachten?
Wirklich wichtig ist, dass ihr ein paar hygienische Grundsätze einhaltet! Dazu zählen:

– Schützt eure Haut und Atemwege! Tragt mindestens Gummihandschuhe und eine Atemschutzmaske. Ebenfalls solltet ihr eine Schutzbrille tragen, wenn ihr eine habt. Manche Leute tragen sogar Gasmasken beim Anmischen, aber ich hatte noch nie das Gefühl, dass der feine Staub beim Anmischen durch die normale Atemmaske dringt.

– Desinfizieren! Verwendet dazu dafür vorgesehenen Desinfektionsalkohol. Desinfiziert alle Gegenstände, die mit dem Lidschatten in Kontakt kommen werden (Handschuhe, Spatel, Messlöffelchen, Mörser, Stößel, Döschen zum Befüllen, Plastikunterlage etc). Wenn ihr zwischendurch etwas anderes anfasst, desinfiziert die Handschuhe erneut, bevor ihr weiter arbeitet. Bei mangelnder Hygiene können Bakterien und andere Verunreinigungen in euer Produkt gelangen.

– Denkt auch an eure Möbel und Fußböden. Manche Pigmente färben in Reinform ab. Legt euch daher eine Folie als Arbeitsunterlage unter, diese lässt sich auch am besten reinigen und desinfizieren. Kleidet den Bereich um euren Arbeitsplatz mit Zeitung aus, falls euch was daneben fällt. Zieht nicht eure besten Sachen an und arbeitet nicht auf Mamis teurem Mahagonitisch.

Beachtet außerdem unbedingt:
– Wenn ihr einen Inhaltsstoff in euerm Lidschatten verwenden wollt, informiert euch bitte vorher über ihn. Manche Stoffe sind nur für die Augen oder Lippen verwendbar, andere dürfen nur in bestimmten Konzentrationen verwendet werden, manche haben noch ganz andere Gefahrenhinweise. In der Regel stehen diese noch einmal auf den Etiketten der jeweiligen Pigmente.

Was brauche ich, um loszulegen?
Zunächst braucht ihr erst einmal einige Utensilien zum Mischen, sowie die Inhaltsstoffe für eure Lidschatten (mehr dazu gleich).
Wichtig sind: Handschuhe und Atemmaske, Mörser und Stößel (damit sich die Inhaltsstoffe auch wirklich gut vermischen), kleine Messlöffel (eine Größe reicht), Acryldöschen (zum Befüllen mit den fertigen Lidschatten, gibts auf ebay), ein desinfizierter Swatchpinsel, eine Unterlage, ein Stück Plastikfolie (auf dem die schimmernden Pigmente gemischt werden).
Wo bekomme ich meine Rohstoffe her?
Um Pigmente und andere Stoffe zu kaufen, gibt es zwei Möglichkeiten: ihr könnt entweder in die Apotheke gehen, oder alles online kaufen. In der Apotheke bekommt man jedoch meist nur größere Mengen, die ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit nie aufbrauchen werdet, außerdem ist die Auswahl schlechter. Beim Onlinekauf lohnt sich vor allem das Bestellen aus n USA. Zwar gibt es hierzu auch ein paar deutsche Seiten, diese sind aber extrem schlecht bis gar nicht bebildert und haben mein Vertrauen bisher nicht geweckt.
Ich kaufe meine Pigmente entweder bei TKB Trading oder Coastal Scents. TKB verschickt nur ab 20$ und der Versand schlägt noch einmal mit 14$ zu Buche, dafür sind die Samples mit 1 EL sehr großzügig bemessen (das wird euch wirklich lange reichen) und mit der Qualität der Stoffe war ich bisher immer voll zufrieden. Coastal Scents hingegen hat keinen Mindestbestellwert und es gibt weitaus günstigere Versandoptionen. Dafür sind die Samples recht klein (etwa ein TL), die Infos über die Stoffe nicht so ausführlich und es gibt keine Swatchbilder. Auch hier ist die Qualität gut. TKB nutze ich immer für größere Bestellungen, CS dafür eher, um Kleinigkeiten nachzuordern.
Ich habe auch andere Firmen (die ich hier mal nicht nenne) probiert, war da aber mit Service und Qualität nicht besonders glücklich.

Bei TKB könnt ihr außerdem die kleinen Messlöffelchen erstehen, die euch helfen, Mengen relativ genau abzumessen.

Anfänglich ist es erstmal eine Materialschlacht, aber es rentiert sich umso mehr, je mehr Lidschatten ihr mischt.

Welche Pigmente und Mineralien brauche ich für den Anfang?
Ich spreche hier lediglich Empfehlungen aus. Wenn ihr wisst, dass ihr etwas nicht vertragt, lasst es bitte weg. Ansonsten rate ich euch, das Angebot anzuschauen und auszuprobieren.
Basismischung:
– TKB hat eine Matte Eyeshadow Base. Diese würde ich Anfängern, die erstmal nicht so viel bestellen möchte, als Grundlage empfehlen, auch wenn ich sie ausbaufähig finde. Hier könnt ihr gleich 1oz nehmen (ca. 30gr), da ihr sie in jedem Lidschatten verwenden werdet.

Falls ihr die Base nicht möchte, empfehle ich folgende Inhaltsstoffe:
-Titanium Dioxid: matter, weißer Farbstoff, der außerdem Deckkraft gibt und die Grundlage jedes Lidschattens bildet. Sowohl die TKB Base, als auch das Titanium Dioxid würde ich mit den nachfolgenden Stoffen aufbereiten.
– Magnesium Myristrate: macht den Lidschatten schön weich und erhöht außerdem die Leuchtkraft der Farben.
– Silica (Silikon Dioxid). Silica führt ebenfalls dazu, dass der Lidschatten eine butterweiche Konsistenz bekommt und sich besser verblenden lässt. Außerdem verbessert es die Haltbarkeit ein wenig. Manche Leute bekommen davon Pickel, verwendet es also nicht für Teint- und Wangenprodukte oder lasst es ganz weg.
– Boron Nitride. Dieser Stoff verbessert die Eigenschaften beim Auftrag und kann, je nach Partikelgröße zwei Funktionen haben: kleine Partikel (5-6 Microns) geben einen Weichzeichnereffekt, große Partikel (30 Microns) verstärken Schimmereffekte, können aber auch kratzig auf der Haut sein. Ich verwende deshalb immer die kleinste Partikelgröße.

Mica:
– TKB bietet die Grundfarben etwas günstiger als Set an. Rot, gelb, blau, grün, orange und lila sollte man besitzen, ebenso wie braun, weiß und schwarz. Achtung: nicht alle weißen und schwarzen Micas schimmern, seht euch also genau die Bilder an und lest die Beschreibung.
Selbst wenn ihr nie roten oder blauen Lidschatten tragen möchtet, könnt ihr mit diesen Micas Farben z.B. wärmer oder kälter machen und damit für euren Hautton optimieren.
– Ansonsten könnt ihr bei Micas bestellen, was ihr möchtet. Tragt ihr gern nude, dann bestellt euch mehrere dieser Töne. Gemischt mit dem Grundfarben könnt ihr ein endloses Spektrum verschiedener Braun- und Hauttöne erzeugen.

Matte Farben:
Matte Pigmente könnt ihr einerseits für matte Lidschatten verwenden, andererseits können sie aber, in die Base gemischt, die Intensität von Schimmerlidschatten um ein Vielfaches steigern. Hier habt ihr zwei Möglichkeiten: Oxide, Ultramarinfarben etc. und die sogenannten Lake Dyes.
– Oxides (Oxide, meist Eisen): Oxide sind weniger knallig als die Dyes, dafür aber auch besser verträglich. Finger weg von Preußisch Blau (Ferric Ferrocyanide), ich finde dieses Pigment wirklich extrem schwer zu handhaben.
– Dyes sind die Alternativmöglichkeit. Dyes sind Farbstoffe aus Salzlaken, bekannt dafür, dass sie in zu hoher Konzentration abfärben, dafür aber wirklich satte, intensive Farbe liefern. Manche Leute vertragen Dyes nicht, hier müsst ihr also wieder ausprobieren.

Bei beidem empfehle ich rot, blau, gelb, sowie braun, weiß und schwarz zu bestellen. Zwischentöne wie orange und lila lassen sich mit matten Farben weitaus einfacher anmischen, als mit Mica (das dabei schnell mal angraut).

Ihr müsst euch natürlich nicht alles auf einmal anschaffen. Beginnt mit den Farben, die euch am meisten zusagen, probiert euch aus und bestellt alles andere nach Bedarf. Grundfarben dazuhaben lohnt sich aber immer.

Gleichzeitig gibt es aber auch Dinge, die nicht in einen Lidschatten gehören, wie z.B. Kaolinton, Zinkoxid (beides macht die Farben stumpf und verschlechtert die Konsistenz), oder Bastelglitter (nehmt stattdessen kosmetischen Glitter, wenn es unbedingt Glitter sein muss). Informiert euch bitte vorher darüber, welcher Stoff für Lidschatten und welcher Stoff für Teintprodukte geeignet ist.

Wie mache ich nun den eigentlichen Lidschatten?
Ein Lidschatten besteht aus zwei Komponenten: der Basis und den Pigmenten. Die Basis sorgt für Eigenschaften, wie Haltbarkeit, Konsistenz, Deckkraft, Verblendbarkeit usw; die Pigmente bestimmen hingegen den Farbton und die Stärke der Pigmentierung (logisch).

Je nachdem, ob ihr matte oder schimmernde Lidschatten machen möchtet, gibt es verschiedene Verfahrensweisen.

Matte Lidschatten:

1. Gebt eure Basis und die Pigmente in den desinfizierten Mörser.
2. Zerreibt mit dem Stößel solange alle Komponenten, bis ihr eine homogene Farbe ohne Schmierer oder andersfarbige Körnchen habt.
3. Auf dem Arm swatchen, um zu prüfen, ob der Farbton wie gewünscht aussieht und ggf. durch Zugabe weiterer Pigmente nachbessern.
4. Bei Gefallen in ein desinfiziertes Döschen füllen und losschminken. Diese scheinbar verfestigten Krümel verwandeln sich sofort wieder in Pulver, wenn ihr mit dem Pinsel reingeht.

Und nun die Schimmerlidschaten:

1. Gebt eure Micas ohne Base und matte Farbe auf die desinfizierte Folie.
2. Vermengt die Farben mit der Seite des Messlöffels oder einem Spatel.

3. Nun werden die Pigmente quasi “zerschnitten” und dabei auch etwas weiter auf der Folie ausgebreitet. Danach wieder alles zu einem Häufchen zusammenschieben und wiederholen, bis ihr denkt, dass alles eine homogene Farbe hat.
4. Seid ihr soweit, streicht ihr mit dem Löffel oder Spatel den Lidschatten glatt (wie ihr Butter auf dem Brot verstreichen würdet). Dadurch könnt ihr gut erkennen, wo noch Schlieren und Körnchen übrig sind. Im Bild habe ich solche Stellen mit Pfeilen markiert. Wiederholt Schritt 3 noch ein paar Mal und testet dann erneut. Sobald alles eine Farbe ist, swatcht ihr auch hier wieder zum Prüfen und gebt ggf. noch Farbe zu. Wenn ihr mit der Farbe zufrieden seid, mischt ihr die Basis, die ihr bei Bedarf vorher mit den matten Pigmenten im Mörser verrieben habt, unter, indem ihr Schritt 3 und 4 wiederholt.
Mit etwas mehr Aufwand und viel Geduld gelingt auch der Schimmerlidschatten! Achtung: gelbes und oranges Mica ist etwas schwieriger zu verarbeiten, als andere Farben. Hier müsst etwas mehr Zeit beim Mischen einplanen.

Mica bitte nie einfach im Mörser zerreiben, da die Pigmente sehr weich sind und schnell zerbrechen. Danach sind die Farben stumpf und nicht mehr besonders ansehnlich. Manche Leute füllen ihr Mica einfach in Plastiktütchen und schütteln, bis sich die Pigmente vermischt haben. Dadurch werdet ihr nie eine so gründliche Mischung erhalten, wie bei der oben vorgestellten Methode.

In welchem Verhältnis mische ich meine Lidschatten?
Beim Verhältnis von Base und Pigmenten könnt ihr selbst entscheiden, wie ihr es handhabt. Zu viel Base und der Lidschatten wird nicht sehr farbintensiv, zu wenig und er lässt sich nicht gut verarbeiten. Ich strebe einen Pigmentgehalt von ca. 70-80% an. Wenn ihr kleine Messlöffelchen benutzt, könnt ihr euch das jeweilige Verhältnis nebenbei ausrechnen, was ich extrem hilfreich finde.

Mein Rezept für die Basis ist folgendes:
– 3 Teile Titanium Dioxid
– 1 Teil Magnesium Myristrate
– 1 Teil Silica (kann durch das Magnesium Myristrate ersetzt werden, fall ihr kein Silica wollt)
– 1 Teil Boron Nitride (5-6 Microns)
Diese Basis mische ich mir immer gleich in größerer Menge an, damit ich für einen Lidschatten nur einen Löffel entnehmen muss und die Mengen überschaubar bleiben.

Ist euer Lidschatten beim Swatchen irgendwie blass und hat zu wenig Deckkraft, fügt ein wenig mehr Titanium Dioxid und Pigment hinzu. Merkt ihr hingegen, dass er eine seltsame Konsistenz hat, erhöht den Anteil an Basis.

Micas haben von Natur aus weniger Deckkraft als matte Farben, deshalb kann es ratsam sein, die Basis mit matten Farben etwas einzufärben. Haltet die Mischung hier aber simpel, damit ihr hinterher keine Unmengen Mica hinzufügen müsst, um den Schimmer zu erhalten.

Natürlich kann das obenstehende Rezept beliebig verändert und erweitert werden.
Farbrezepte habe ich keine, da ich aus Hygienegründen nie mitschreibe und mir komplexe Mischungen auch nicht merken kann. Probiert einfach aus! Das ist schließlich der lustige Teil.
Falls ihr im Kunstunterricht aber gerade Kreide holen wart, als das Farbenmischen erklärt wurde, findet ihr auch auf der TKB Seite ein paar Farbrezepte.

Oh je! Ich mische immer wieder unabsichtlich dieselbe Farbe!
Grundwissen über Farbtheorie ist natürlich von Vorteil. Wem diesbezüglich aber Wissen oder Vorstellungskraft fehlen, empfehle ich folgendes Tool:
http://www.design-lib.com/color_tool_mixer.php
Mica verhält sich in einigen Dingen natürlich anders als die Bildschirmanzeige, der Unterschied ist aber meist nicht drastisch. Es genügt immerhin, um die endgültige Farbe grob abzuschätzen.

Und damit sind wir auch schon am Ende meiner kleinen Einführung. Falls noch Fragen offen sind, stellt diese bitte. Ansonsten hoffe ich, dass der Artikel für die eine oder andere interessant war und ihr vielleicht auch einmal Lust bekommen habt, eure eigenen Lidschatten zu machen.


Liebe Grüße

Glittermuffin

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Die Methode beim Mischen von Mica habe ich mir übrigens nicht selbst ausgedacht. Sie ist an eine Anleitung angelehnt, die ich mal online gefunden hatte, die nun aber nicht mehr online zu sein scheint. Sollte sie es doch noch sein, sagt bitte Bescheid, damit dorthin als Quelle verlinkt werden kann. Text und Bilder sind natürlich von mir.

P.S. von naileni: Ich hab’s zwar oben schon verlinkt, aber hier ist nochmal der Link zu Glittermuffins Blog: http://iwantglitter.blogspot.com/